»Susan sagt …«

Lifestyle-Kolumne aus der Mitte des Lebens – von Susan Bäthge

Am See

Mein Leben als Naturkind

12. August 2020

Bio war unser Alltag //

Geboren als Tochter einer Naturköchin und eines Bauunternehmers, aufgewachsen am verzaubernden Groß-Glienicker See im Norden Berlins. Wer hier einmal gewesen ist, kann sich kaum vorstellen, dass dieser Teil noch zu einer trubeligen Großstadt gehört. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.

Den Weg zur Schule legten wir mit den Rädern zurück, vor den Hausaufgaben gingen wir am Nachmittag erst einmal raus an den See oder bauten Baumhäuser, um uns auszutoben und die Köpfe freizukriegen. Handys und Computer gab es ja glücklicherweise noch nicht.

Jeden Tag verwöhnte uns unsere Mama mit frisch gekochten Leckereien, sogar unser Papa kam jeden Mittag nach Hause, für eine gemeinsame Auszeit. Auf den Tisch kamen frisches Gemüse aus dem Garten, Fleisch und Eier vom Bauern nebenan und der Fisch sprang aus dem See – gefühlt – direkt auf unsere Teller.

Wir zupften saftige Kopfsalate, zogen bunte Karotten, saftige Zucchini und krumme Gurken aus der Erde, schnitten frisches Basilikum, duftende Petersilie und leckeren Schnittlauch ab, und zauberten uns so im Sommer leckere Menüs auf den Tisch. Voller Nährstoffe und Vitamine – garantiert pestizidfrei. BIO war für uns Alltag. Wir stapften über bunte Blumenwiesen, pflückten Sauerampfer für die Suppen, Gänseblümchen als essbare Salatdekoration und Spitzwegerich zum Trocknen, der unseren Husten linderte. Quittengelee, Erdbeermarmelade und Himbeerkonfitüre aus dem heimischen Garten landeten auf selbst gebackenem Brot.

Schon meine Großmutter hatte uns mit Sanddornsaft, geschrotetem Leinsamen und selbst geschlagenen Joghurt gefüttert. Sie schwörte auf die heilsame Wirkung der Natur und kaufte meist im Reformhaus ein.

Die großen Ferien verbrachten wir auf einem Bauernhof im Allgäu, erlebten, wie Kälber das Licht der Welt erblickten und quiekende Schweine sich munter im Stall vergnügten. Mit sechs Jahren saß ich erstmals auf dem Rücken eines Pferdes, spürte so nah die berührende Verbundenheit zu einem Tier.

Meine erste große Liebe lernte ich beim Windsurfen am Glienicker See kennen – ich war zarte 14 Jahre alt, er 16. Sofort zog mich der frische Minzduft an, der ihn umgab. Sein Papa war Deutschlands erster Bio-Papst.

Und so verbrachte auch ich – aus Lust und Liebe – zehn Jahre lang meine Wochenenden in Lagerhallen voller Kräuter. Ich habe es geliebt! Süßholzwurzel, Thymian, Rosmarin, Wacholder, der Duft von 230 Kräutern schwebte schon in der Hofeinfahrt in der Luft.. Erstmals beschäftigte ich mich mit der natürlichen hochwertigen Verarbeitung von Kräutern. Ginseng, Weißdorntropfen und Franzbranntwein waren Teil unserer Hausapotheke.

China-Oel gehört zum festen Bestand meiner Kräuterkiste. Im Winter brodelt oft ein Topf mit heißem Wasser und zwei Tropfen des Heilöls auf dem Herd. Ein vertrauter Geruch – frisch, entspannend und heilsam.

Der Vater meines Freundes plädierte für eine ergänzende, sanfte, ganzheitliche Pflege der Gesundheit und stellte sich früh die Frage, warum man gegen Kopfschmerzen die üblichen Pillen mit ihren Nebenwirkungen einsetzen soll, wo es oft auch ein paar Tropfen Pfefferminzöl tun? Diese Maxime ist auch meine.

Meiner Liebe zur Natur, zum natürlichen Leben, blieb ich treu. Ich liebte die Urlaube auf Sylt an der tosenden Nordsee, ging jahrzehntelang mit meinen Eltern wandern in Südtirol und moderierte Sendungen rund um die Themen Gesundheit, gutes Essen, Sport und Bewegung.

Als Fitness-Bloggerin der Brigitte Woman schwitzte ich mit dem Trainer der Stars David Kirsch, das „Wunder Holunder“ entdeckte ich auf einer Wanderung durchs Salzburger Land und bei einer Ayurveda-Kur in Indien wurde ich plötzlich sprachlos – der 4. Stirnguss in Folge (für ein perfektes Foto!) war einfach zu viel.

Das Beste aus der heimischen Natur gemixt mit dem alten Wissen der Ayurvedalehre steht im Kräuter-Kuchbuch BAYURVIDA, das ich für mein Lieblingshotel in Garmisch schreiben durfte. Ich liebe seit jeher Kräuterwanderungen und lernte unter anderem, dass die wildwachsende Brennnessel das heimische Pendant zu Kurkuma ist und verjüngend wirkt. Brennesseltee tranken wir schon in der Familie zum Abendbrot. Und die wunderbar entspannende Wirkung von Frauenmantel kenne ich seit dem ersten Tag meiner Periode. Wozu IBU essen, wenn es auch mit Heilkräutern auf natürlichem Wege geht?

Mittlerweile nehme ich Presslinge aus pflanzlich gewonnener Hyaluronsäure, Teufelskralle und Weihrauch gegen meine Gelenkschmerzen, benutze Wildrosenöl für meine Gesichtshaut und trinke abends Tee aus Melisse, Hopfen und Lavendel für einen ruhigen Schlaf. Wann immer ich ein „Wehwehchen“ habe – die Heilkräfte der Natur, Akupunktur und Osteopathie helfen, immer!

Das Älterwerden kann auch ich nicht aufhalten, aber ich tue alles dafür, meine Gesundheit zu erhalten. Mit bewusster ausgewogener Ernährung (teils vegan), Intervallfasten (unbewusst seit meinem 18.!), Fitness, Yoga und Meditation (Ruhe und Achtsamkeit als Ausgleich zu einem Unruhe-Geist).

Die Natur war immer mein Freund, der mich begleitet und unterstützt hat. Sie steckt voller Wunder, die wir alle nutzen können …

Susan Bäthge - Kolumnistin, Moderatorin, Autorin

Hier schreibe ich über das, was mich bewegt, was mir wichtig ist, was mich berührt. All das, was mir im Alltag als Frau, Autorin und Moderatorin begegnet.