»Susan sagt …«

Lifestyle-Kolumne aus der Mitte des Lebens – von Susan Bäthge

Mehr Öko drin als draufsteht

8. Juni 2021

Zum Weltozeantag // Gerade habe ich das aufrüttelnde (für alle, die nicht längst schon aufgerüttelt sind) Hörbuch „MENSCH, ERDE“ von Eckart von Hirschhausen bei Audible gehört. Es geht um unser aller Lebensraum. Und um den Zusammenhang zwischen Klimaschutz, Artenschutz und Gesundheitsschutz. Auch mein großes Herzensthema. „Wenn die Klimakrise das Fieber von Mutter Erde ist, dann ist das Artensterben ihre Demenz„, sagt er.

Eckarts Auseinandersetzung mit der KlimaERHITZUNG ist gleichzeitig Vorbereitung für meine Moderation morgen Abend in der Berliner Weltwirtschaft. Ich darf den Maßnahmenkatalog der NGO GermanZero vorstellen, für ein klimaneutrales Deutschland im Jahre 2035. Das erste vollständige 1,5-Grad Gesetzespaket, um das Klimaziel des Pariser Abkommens einzuhalten. Der Mediziner, Moderator und Buchautor ist auch dabei: „Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde„, sagt er. Ist Corona ein letzter Warnschuss, der uns alle wachrütteln wird?

Heute (8.Juni) ist Welttag der Ozeane. UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagt dazu: „Nutzen wir die Erholung von der Pandemie, um unseren Krieg gegen die Natur zu beenden.“ Und da mir das Meer so sehr am Herzen liegt, habe ich auch mit meinem Podcastfreund Micha in ES MUSS EINFACH RAUS darüber gesprochen, in der Episode „Ein Lachs namens Plastik! Von Fischernetzen und Plastikmüll“: https://esmusseinfachraus.podigee.io/75-von-fischernetzen-und-plastik-im-meer. Grundlage war die NETFLIX-Doku SEASPIRACY.

Während mir Eckart sein Buch vorliest und ich dabei genüsslich sehnsuchtsvoll in den Blauen Himmel blicke, denke ich über meinen ökologischen Fußabdruck nach. Ja, ich bin im April als eine der ersten Mutigen nach Mallorca geflogen. Mein erster Flug nach sieben Monaten. Innerhalb Deutschlands fahre ich ausschließlich Zug – zumal es ist in der Regel bequemer und schneller geht als auf den eigenen vier Rädern. Und die Bahn hat sogar die Ticketpreise gesenkt!

Als wir Kinder waren, schien die Welt noch in Ordnung. Wenn wir in den Urlaub gefahren sind nach Südtirol, zu viert im Auto, mussten wir schon in Dreilinden die Scheiben putzen. Heute sind sie auch 1000 km später noch sauber. Das liegt an einem massiven Insektensterben. Und die kommen auch nicht zurück. Das macht traurig. und betroffen.

Innerhalb Berlins bewege ich mich das ganze Jahr mit meinem Fahrrad, eine wunderbare daily exercise. Das hat mich in der Krise, während die Fitnessstudio geschlossen hatten, fit gehalten. Zweimal wöchentlich – auch bei Regen und Schnee – riefen der Park oder der Tiergarten zum funktionellen Training mit dem eigenen Körper. Und da Sporteln zu zweit mehr motiviert und Spaß macht, haben Trainerin/Sportsfreundin Monika und ich auf dem Boden geturnt, sind in Ausfallschritten quer über die Rasenflächen geschwebt und haben mit unseren Hampelmännern so manch einen Passanten zum Schmunzeln gebracht. Bewegung geht immer und überall – MEIN LEBENSMOTTO! Und es stärkt das Immunsystem.

Vor einigen Jahren betreute ich als PR-Beraterin eine alternative Berliner Nachhilfeschule. Während unseres Vorstellungsgespräch bei selbst gebackenem Rhabarberkuchen bemerkte die Chefin (die wir in den 1980er Jahren als „typischen Öko“ betitelt hätten): „Sie sind ja mehr Öko als ich, nur sehen Sie gar nicht danach aus!“
Die wenigsten sehen mir an, dass ich zu 80 % nachhaltige Kleidung trage, schon immer gerne in Secondhand Shops, auf Flohmärkteen, über Ebay Kleinanzeigen eingekauft habe oder von meiner Mama nicht nur ihre geliebten Cashmerepullis weitertrage.
Briefumschläge, Geschenkpapier oder Schleifen hebe ich immer auf und benutze sie ein zweites Mal. Dafür habe ich viel zu viel Zeugs angesammelt – welche Singlefrau benötigt 15 Töpfe? Oder 40 Blusen? 10 habe ich gerade aussortiert, Marie Kondo´s MAGIC CLEANING zum Dank. Aber es ist noch immer zu viel. Viel zu viel.

Ich bin weitgehend Vegetarier, oft sogar Veganer – aber auf herben Waldhonig, frische Bio-Eier und gute Butter mag ich nicht verzichten. Jeden Morgen mixt mir die Kitchen Aid einen Green Smoothie aus Stangensellerie, Blattspinat, viel Ingwer, frischer Minze, einem Apfel, Blaubeeren und einer Banane. Und Weizengraspulver – das ist im Smoothie gut erträglich. Einen Schuss Leinöl nicht vergessen! Natürlich alles vom BIOladen.
In den Country Coffee (oder Caro Kaffee) aus Hafer und Gerste kommt aufgeschäumte Hafermilch, die Grundsüße kompensiert die Lust auf Zucker. Kuhmilch mochte ich schon als Kind nicht.

Müll zu trennen zählt genauso zu meinen eingebrannten Selbstverständlichkeiten wie Plastik von anderen beim Spaziergang aufzuheben und in die Tonne zu schmeißen. Ich kann sehr unangenehm werden, wenn ich andere dabei beobachte, sie sie ihren Müll im Wald, im Park oder am Strand entsorgen. Aus reiner Bequemlichkeit!

Auf Reisen nehme ich immer leckere selbst gemachte Brote inklusive Salat und Apfel mit sowie Ingwertee in einer Termoskanne statt auf der Tanke eine fettigen Boulette (Frikadelle, Fleischpflanzerl) zu verschlingen.

Natürlich radele ich zum Event morgen Abend. Das schafft 30 Minuten Bewegung, Auftanken im Berliner Tiergarten, und ist klimaneutral. Für mich so bedingungslos klar, dass es mir schon komisch vorkommt, das überhaupt zu erwähnen! Aber solange es Menschen gibt, die – aus purer Faulheit oder Trägheit – das Auto nutzen, um beim nächsten Kiosk ihre Zeitung zu kaufen, ist es wohl doch notwendig…

Das Foto zeigt mich übrigens 1995, kurz nachdem ich nach Mallorca gezogen war, für zwei Jahre. Schon damals schaute ich nachdenklich, aber höchst hoffnungsvoll in die Zukunft. Und die liegt nicht immer nur geradeaus, sondern auch rechts und links. Damals schien die Welt noch in Ordnung und wenn wir die kommenden zehn Jahre sinnvoll nutzen, ohne die Ressourcen weiterhin AUSZUnutzen, dann können wir darüber entscheiden, wie die nächsten 1000 Jahre für unsere Zivilisation aussehen! Miteinander – füreinander!

Es ist kein VERZICHT, Gemüse statt Fleisch zu essen, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen und – wenn möglich – auch vom Flieger auf die Bahn, sondern ein GEWINN. Für unseren Planeten. Unsere Erde. Unser Leben.

THERE IS NO PLANET B !

Ich höre nicht auf zu belehren, zu ermahnen und zu nerven. Und wenn mein 83-jähriger Papa endlich den Biomüll in die Biotonne wirft, dann habe ich vielleicht etwas richtig gemacht. ..

Susan Bäthge - Kolumnistin, Moderatorin, Autorin

Hier schreibe ich über das, was mich bewegt, was mir wichtig ist, was mich berührt. All das, was mir im Alltag als Frau, Autorin und Moderatorin begegnet.