»Susan sagt …«

Lifestyle-Kolumne aus der Mitte des Lebens – von Susan Bäthge

Weihnachten kann jeden Tag sein!

27. Dezember 2020

Ein tiefes Gefühl von Heimeligkeit //

Schwarze Lackschuhe, ein knappes rotes Kleid, weiße Strumpfhosen und die verzottelte Barbie fest im Griff… 

Ich war zarte vier Jahre alt und schon damals konnte jeder an meinem Gesichtsausdruck den Gemütszustand ablesen. Posen unter Oma Evas Weihnachtsbaum in einem Dress, den ich gar nicht mochte – halleluja!

Fast fünfzig Jahre später – kein eigener Weihnachtsbaum daheim, aber ein tiefes Gefühl von Heimeligkeit, was die Schweden HYGGE nennen: Über das besondere Jahr 2020 nachdenken, schöne Erlebnisse notieren, ermutigende Weihnachtsgedanken an meine Liebsten schreiben, kleine Herzensgeschenke verpacken und innere achtsame Einkehr für mich selbst.

Endlich Zeit nehmen für den lang aufgehobenen dicken Bestseller, meditieren, yogieren. Einkuscheln in einer warmen Wolldecke, dicke Kerzen gehüllt in orangefarbenes Satinband anzünden, in der Luft liegt ein Duft aus Vanille, Nelken und Kardamom.

Und das nicht nur in diesen heiligen drei Weihnachtstagen.

Ich hole mir das Weihnachtsgefühl von Ruhe, Besinnlichkeit und kindlicher Freude das ganze Jahr ins Haus. Dann backe ich Vanillekipferl, lausche Michael Bublé „Have yourself a merry little Christmas“ und bin ganz beseelt. Manchmal mitten im Sommer bei dreißig Grad im Schatten. Weil der Gedanke an Weihnachten immer ein besonders schönes Gefühl auslöst, verbunden ist mit besonderen Momenten.

Unsere Familie verbrachte die Winterferien meist in den Bergen Südtirols, ich reiste sogar aus meinem zeitweiligen Zuhause Mallorca ins Ahrntal, um die Pisten zu besiegen und mit family & friends aufs Neue Jahr anzustoßen. Während der Rest der Welt hektisch die letzten Weihnachtsvorbereitungen erledigte, wollten wir uns vor allem Zeit und unvergessene Erlebnisse in den Dolomiten schenken.

Wie gerne ich an diese Jahre zurückdenke…

Und ausgerechnet als ich gestern verträumt in Erinnerungen schwelgte, rief mein Skilehrerfreund Sepp an, zeigte mir die bauschigen Schneeberge auf den Tannenzweigen und eine beinahe unberührte Natur. Ich wurde ganz wehmütig. Blauer Himmel, Sonnenschein und die meterhohe weiße Pracht haben in mir schon immer ein Glücksgefühl ausgelöst. „Du bist ein Kind der Berge in der Großstadt“, sagten sie früher schon.

Und da war es wieder, dieses wohlige Weihnachtsgefühl, das direkt in meinem Herzen wohnt und nirgendwo anders. Es lässt sich weder heraufbeschwören noch erzwingen, braucht so wenig und ist sich selbst immer genug.

Dieses besondere Jahr möchte ich noch bewusster beenden, seit Heiligabend wird Altes losgelassen, und die Rauhnächte eignen sich hervorragend dafür, Platz zu schaffen für Neues. Innerer Hausputz statt guter Vorsätze!
Nicht immer stark sein stand übrigens auf dem ersten verbrannten Zettelchen, auf dem ersten Wunschzettel Mehr Verbundenheit.

„It´s beginning to look a lot like christmas…“

Die Fußstellung von damals habe ich mir übrigens erhalten, auf den Bühnen meines Erwach(s)enenlebens. Früh geübt, damals unter Omas heiligen Weihnachtsbaum…

Susan Bäthge - Kolumnistin, Moderatorin, Autorin

Hier schreibe ich über das, was mich bewegt, was mir wichtig ist, was mich berührt. All das, was mir im Alltag als Frau, Autorin und Moderatorin begegnet.