»Susan sagt …«

Lifestyle-Kolumne aus der Mitte des Lebens – von Susan Bäthge

Gesundheit ist unser natürlicher Zustand

29. September 2020

Ent-schleu-ni-gung heißt das Zauberwort //
Auf einer Führungskräftetagung mit Orchesterbegleitung beobachte ich die Assistentin der Geschäftsleitung, wie sie kleine Plastiktütchen auf den Sitzen verteilt. „Was ist das?“ frage ich. „Ohrstöpsel für die Herren. Alle haben einen Tinnitus und die Musik wäre zu laut für sie!“

Sie gehen in ein Konzertevent, um dann die Ohren vor der Musik zu schützen? Jeder einzelne der Topmanager leidet unter diesem fiesen Ohrensausen, das für mich selbst nur zweimal unter Extremstress ein paar Sekunden auftauchte und zum Glück wieder verschwand.

Ich begrüße die Manager und lausche, wie sie sich gegenseitig übertreffen, Wettstreit statt Nachdenklichkeit und Innehalten: „Was? Sie hatten nur ein Burn Out? Ich habe meinen dritten, in Folge!“ Der Mann lacht laut. Fehlt nur noch das Hämmern auf die Brust: Ich bin besser, stärker, toller.

Es bleibt der Eindruck, dass es wichtiger ist, noch erfolgreicher zu sein und das Hamsterrad weiter zu drehen als diese schrecklichen Geräusche im Kopf loszuwerden. Man lebt eben damit. Die anderen leiden schließlich genauso.

Das Drehbuch deines Lebens schreibt niemand anderes als du selbst. Wenn wir nicht für uns sorgen – wer soll es dann tun? Dazu gibt es auch eine Folge in unserem Podcast ES MUSS EINFACH RAUS! https://esmusseinfachraus.podigee.io/12-esmusseinfachraus-12

Eine liebe Freundin hat seit einiger Zeit dauerhaft „den Atlantik“ im Ohr – ein lautes Wellenrauschen, nur ohne das Meer, ausgelöst durch eine extreme private Belastung, die ihr nahe ging. Osteopathen können unterstützend helfen. Und ich wünsche ihr so sehr, dass dieser Feind in ihrem Kopf sie wieder verlassen wird.

Wir dürfen alle besser auf uns Acht geben, auf erste Anzeichen von Stress, Be- und Überlastung reagieren und STOP-Schilder aufstellen statt weiterzumachen, anderen zu gefallen, und Krankheiten einen Nährboden zu geben.

Während ich diese Kolumne schreibe, liege ich flach. Magenverstimmung. Passiert mir äußerst selten. Ein klares Zeichen auch für mich, kürzer zu treten. Raus aus der schnellen Schlagzahl. Termine verschieben, Tempo drosseln, Tag entschleunigen – daheim im Bett bleiben. Mit Wärmflasche, Daunendecke und Lieblingsbuch. Raus mit dem (selbst auferlegten) Druck, immer perfekt funktionieren zu müssen. Rein in die Stille in mir selbst. Wonach sehnt sich mein Körper gerade? Nach Ruhe. Müßiggang. Innenschau.

„Ja, DU kannst das tun, du bist Freiberufler!“ höre ich Freunde sagen. Festangestellte werden also zur Sklaverei verpflichtet, wenn sie sich nicht wohl fühlen? Ist man dann nicht nur halb so leistungsfähig?

Corona ist unser aller Lehrmeister

Ich frage mich, warum nicht jeder besser auf sich achtet. Mal einen Gang zurückschaltet satt durchzupowern. Corona ist unser aller wunderbarer Lehrmeister. Es gibt unzählige Virologen, die sich gegenseitig übertreffen mit neuesten Erkenntnissen, aber selten höre ich jemanden sagen: Geht raus in die Natur! Atmet tief ein! Und aus! Genießt den farbenfrohen Herbst, den kalten Winter mit seiner guten klaren Luft! Bewegt euch! Kurbelt euer Herz-Kreislauf-System an! Esst mehr Gemüse und weniger Fleisch! Und hört auf zu rauchen, um eure Lungen nicht noch mehr zu schädigen (hier schreibt eine strikte Nichtraucherin, die ihre Mutter an der Zigarettensucht verloren hat)!

Ohne Gesundheit sind die schönsten Ferien, das tollste Haus, das neueste Auto nichts. Und Alltagsstress lässt sich nicht einfach so im Flieger nach Thailand ausknipsen. Der als „schönste Zeit des Jahres“ prophezeite Urlaub ist keine Yogaübung, die man einatmen kann. Viele werden krank, weil zwei Wochen Erholung keine fünf Monate Stress ausgleichen können!

Die Hetze nach dem ach-so-schönen-Leben wird zur sicheren Talfahrt in die Krankheit.

In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist – der römische Dichter Juvenal hat vor 2000 Jahren diesen klugen Satz in die Welt gesetzt. Wenn wir also unseren Geist heilen, dann wird auch der Körper wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt.

Fangen wir an. Denn das Leben ist jetzt!

Mein Lieblingswort seit vielen Jahren heißt Ent-schleu-ni-gung! Mehr Ruhe und Achtsamkeit im Alltag. Wieder das richtige Maß finden. Und sich bewusst machen, dass Gesundheit unser natürlicher Zustand ist! Unser hochmodernes Leben hat uns leider von diesem entfernt.

Nehmen wir uns doch gerade jetzt die Zeit, uns diesem wieder mehr anzunähern…

Susan Bäthge - Kolumnistin, Moderatorin, Autorin

Hier schreibe ich über das, was mich bewegt, was mir wichtig ist, was mich berührt. All das, was mir im Alltag als Frau, Autorin und Moderatorin begegnet.