»Susan sagt …«

Lifestyle-Kolumne aus der Mitte des Lebens – von Susan Bäthge

Susan Bäthge - Journalistin, Moderatorin, Autorin

Geht nicht gibt´s nicht!

7. Oktober 2020

Die Lebenskunst, immer einen Weg zu finden //
Je älter ich werde, desto mehr klingen mir die Worte meiner Eltern in den Ohren. So gab mir mein Vater seinen Leitspruch, den er auch 81-jährig noch predigt, mit auf den Lebensweg: GEHT NICHT GIBT´S NICHT.

Aufzugeben war nie eine Option, ist auch die furchtloseste Frau mal dem Verzweifeln nahe. Das Leben hat mich gelehrt: Es gibt immer einen Lichtblick – IMMER!

Vor 15 Jahren ereilte mich meine erste persönliche Finanzkrise. Ein sicher geglaubter fest-freier Job wurde beendet, weil TV-Formate aus dem Programm genommen wurden. Von heute auf morgen keine Einnahmen und dann kam die Steuernachzahlung!

Ich habe damals mein Auto verkauft, meine große Wohnung am Kudamm gegen eine halb so große in ruhigerer Lage getauscht und meine Selbständigkeit gegen die Festanstellung im Hotel – was absolut nicht mir entsprach, wie sich in den ersten Monaten herausstellte. Aber ich hatte das Ziel, meinen überzogenen Dispokredit in einen Festkredit umzuwandeln, dessen Zinsen mich nicht sofort auffraßen. Acht Jahre später war ich schuldenfrei. Und die Zeit dazwischen habe ich trotzdem gut gelebt – nur eben anders als gewohnt.

Natürlich ist es schwer, sein altes Leben abzustreifen, ein bescheidenes neues zu beginnen. Manchmal steht einem der eigene Stolz im Weg. Ging es auch Boris Becker so? Wie kann es sein, frage ich mich dieser Tage, dass sich unser aller Tennisheld der Achtzigerjahre öffentlich so an den Pranger stellen lässt? Nach außen der ewige Strahlemann, ein Gewinnertyp. Und wie schaut es innen aus?

Ich glaube, es ist eine Frage der Haltung. Auch der britische Plattenmillionär Richard Branson hatte finanzielle Engpässe, Steuerprobleme, geriet mit dem Gesetz in Konflikt. Die Rückschläge bremsten ihn nicht, sie beflügelten ihn. „Mein Name ist Dr. Yes“, schreibt er in seiner Biografie, die denselben Titel trägt wie diese Kolumne. Er sagt Ja zu allem Unkonventionellen, zu neuen Konzepten und Ideen. Ausdauer ist seine Stärke.

Der Glaube an die eigene Kraft

Von Menschen wie Branson können wir lernen. Vertrauen lernen können wir nur in Krisenzeiten und da sind wir brutal auf uns selbst zurückgeworfen. Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft – mein Lieblingszitat von Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Und diese Kraft wohnt in jedem von uns.

Rückschläge und Scheitern gehören zum Leben. Und wer verliert schon gerne? Niederlagen tun weh, aber lassen wir es zu, dass sie an unserem SelbstWERT nagen? Unser Selbstbewusstsein schädigen, unsere Lebensfreude eindämmen, uns selbst in Frage stellen? Reflexion ist wichtig, ja, aber es ist ebenso sinnvoll nach vorne zu schauen.
Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitermachen!

Ich bin schon so oft gefallen, habe auch mal an allem gezweifelt, war tief traurig, niedergeschlagen. Und dann bin ich wieder aufgestanden! Denn die Erde dreht sich weiter und das Leben schreibt jeden Tag spannende neue Kapitel.

Eine liebe Freundin feierte neulich einen runden Geburtstag, in ihrer liebevollen Vorstellungsrunde sagte sie: Und das ist Susan, eine Lebenskünstlerin. Sie hat immer wieder neue Ideen! Tja, was soll ich sagen? Als kreative Solo-Selbständige direkt betroffen von der Pandemie, ist aufgeben noch immer keine Option. Schreibe ich mir also meine Traumvorstellung einer Lebensaufgabe auf den eigenen Leib…

Ich glaube, es ist wichtiger denn je, flexibel zu sein, sich nicht unterkriegen zu lassen von einer weltweiten Krise, zum Umdenken und Weiterentwickeln bereit zu sein. Und an sich selbst zu glauben!

Dieses unermüdlich positive Denken, sei es noch so schwer, schmerzhaft oder ausweglos, ist das größte Geschenk, das meine Eltern mir mitgegeben haben. Eine große Portion Zuversicht, ein unverdrossenes Gemüt, der unerschütterliche Glaube an das Gute und ein tiefes Urvertrauen – das kann dir niemand jemals nehmen! Darüber haben auch Micha und ich in einer Podcast-Folge im April (!)! gesprochen: WIR SEHEN DAS GUTE DARIN!

Aufgestanden ist auch Boris Becker immer wieder – ob auf dem Rasen von Wimbledon, als Coach des Ex-Weltranglistenersten Novak Djokovic oder bei der Präsentation seiner eigenen Herrenkollektion. Er hat sich immer wieder neu erfunden.

Ich bin sicher, dass auch er irgendwann erkennen wird: Scheitern ist keine Schande, sondern eine große Kunst… und es ist menschlich!

Susan Bäthge - Kolumnistin, Moderatorin, Autorin

Hier schreibe ich über das, was mich bewegt, was mir wichtig ist, was mich berührt. All das, was mir im Alltag als Frau, Autorin und Moderatorin begegnet.